Am vergangenen Wochenende trafen sich in Wismar rund 120 Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung, aus Wirtschaft, Kirche, Gewerkschaften, sozialen Verbänden und aus der Friedensbewegung zur 8. Regionalkonferenz Rechtsextremismus im Zeughaus in Wismar, um sich zu aktuellen Themen und Entwicklungen unter fachkundiger Anleitung zu informieren, sich miteinander über die gemeinsame Arbeit gegen Rechtsextremismus auszutauschen und alltagsnahe Strategien gegen die Abwertungsideologien der extremen Rechten zu entwickeln. Auch zahlreiche Mitglieder des Ratzeburger Bündnis nutzten die Möglichkeiten der Information und des Gesprächs mit engagierten Menschen aus anderen Regionen.
120 Teilnehmer*innen auf der größten Plattform in Norddeutschland zur länderübergreifenden Vernetzung und Auseinandersetzung zum Thema
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
Vor dem Hintergrund der jüngsten Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien in der Bundesrepublik und in Europa lag in diesem Jahr ein Schwerpunkt der Konferenz auf der Reflexion dieses Sachverhaltes. Ursachen und Erscheinungsformen, die den europäischen Kontext einschlossen und auch Themen wie den zunehmenden antimuslimischen Rassismus umfassten, wurden in mehreren Workshops intensiv bearbeitet. Im Fokus des Themas „Rechtsextremismus“ standen vor allem die rechten Unterwanderungsstrategien in bürgerliche Organisationsstrukturen, die einen Kameradschaftscharakter haben, wie zum Beispiel Feuerwehren, das Phänomen der „Reichsbürger“, aber auch die Betrachtung völkischer Strukturen in der rechten Szene unter dem Aspekt der Sektenforschung, die für viele Teilnehmer*innen einen großen Erkenntnisgewinn brachte.
Bereits zum zweiten Mal richteten die „Demokratiescouts“ des Vereins Miteinander leben e.V. einen Jugendworkshop aus, der sich mit „Identitätsbildung und Radikalisierungstendenzen bei Jugendlichen“ befasste. Das Organisationsteam, bestehend aus dem RAA-Regionalzentrum für demokratische Kultur in Westmecklenburg, dem Regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Lübeck und dem Ratzeburger Bündnis, freute sich besonders über den Besuch der afroamerikanischen Bürgerrechtlerin Lecia Brooks vom Southern Poverty Law Center (USA), der mit Unterstützung des US-Generalkonsulats in Hamburg ermöglicht wurde. Mrs Brooks leitete einen englischsprachigen Workshop zum Thema „Aktuelle Aktivismusformen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung“. Dr. Jörn Hauschild, Oberstaatsanwalt vom Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof , stellte zudem im Rahmen eines Begrüßungsvortrages die Arbeit des die Generalbundesanwaltschaft auf dem Gebiet der Rechtsextremismusbekämpfung vor.
Dr. Jörn Hauschild, Oberstaatsanwalt vom Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, berichtet über die Arbeit zur Rechtsextremismusbekämpfung
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
Lecia Brooks vom Southern Poverty Law Center (USA) beschreibt in ihrem Workshop
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
Auch in ihrem vierten Jahr zeigte sich die „Regionalkonferenz Rechtsextremismus und Demokratieförderung“ als größte Plattform in Norddeutschland zur länderübergreifenden Vernetzung und Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus, Rechtspopulismus und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF). Mehr als 1.000 MultiplikatorInnen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden so bereits im Bereich der Demokratiestärkung fortgebildet. Der Erfolg dieses Formats zeigte sich auch in dem Willen aller Teilnehmer*innen, die gemeinsame Konferenzarbeit im kommenden Jahr fortzusetzen, um so die Vernetzung gegen Rechtsextremismus weiter zu intensivieren und vor allem „am Ball zu bleiben“ bei einer Szene, die sich rasant zu wandeln versteht.