Die 10. Regionalkonferenz, die am Sonnabend in Ratzeburg mit rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfand, setzte neue Impulse im Umgang mit Rechtsextremismus, Populismus und stärkte bei den Teilnehmern offensichtlich die Energie, die Demokratie aktiv zu fördern und sich weiter zu vernetzen. Zugleich war diese Veranstaltung die jährliche Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie (PfD) der Stadt Ratzeburg – Amt Lauenburgische Seen.
Rund 130 Teilnehmer*innen nutzen die Möglichkeiten der 10. Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung zur Fortbildung und zum Austausch
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
„Unsere Demokratie nach vorne bringen“, appellierte Dr. Daniel Trepsdorf, Leiter des RAA-Zentrums für demokratische Kultur Westmecklenburg, bereits eingangs. Mit-Organisator Mark Sauer, Vorsitzender Verein Miteinander leben e.V. und Koordinator des Ratzeburger Bündnisses, berichtete den teils von weither angereisten Teilnehmern von der Demonstration „Wir sind laut!“ am Reformationstag in Berkenthin. Ratzeburgs Bürgermeister Rainer Voß dankte für das zivilgesellschaftliche Engagement in der Region, das sich auch exemplarisch in der kontinuierlichen, vielfältigen und demokratiestärkenden Projektarbeit der Partnerschaften für Demokratie zeige, die durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ vor Ort ermöglicht werde.
Landtagspräsident Klaus Schlie beeindruckte
die Teilnehmer mit einer sehr engagierten Rede. Es gäbe im Land
Erscheinungsformen des Rechtsextremismus und ebenso Ideen um Methoden
der Demokratieförderung. „Beides gehört zusammen; es ist wichtig, Zeichen zu setzen“, sagte Schlie. Und:
„Die, die wegsehen oder mitlaufen sind ein Problem. Wir müssen alle
gemeinsam aufpassen“. Bürger, ob alteingesessen oder zugezogen, ob Jung
oder Alt sollten sich zusammenfinden, um für unserer Demokratie
einzutreten. „In einzelnen Gemeinden in Norddeutschland hat der
Rechtsextremismus Wurzeln geschlagen, das dürfen wir nicht zulassen“,
so Schlie. Die Erscheinungsformen seien vielfältig und unter Berufung
auf eine aktuelle Studie warnte der Landtagspräsident auch vor dem
wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Dass wir es, überwiegend in
den Städten, auch mit anderen Formen zu tun haben, „auch von Links und von islamistischen Extremisten“, ließ Schlie nicht unerwähnt. Es mache ihn „fast auch wütend“,
wenn heutzutage in den Parlamenten Stimmungen geschaffen werden, die
historische Begebenheiten relativieren. Zu den Äußerungen von Alexander
Gauland (AfD) zur Verharmlosung der Zeit des Nationalsozialismus sagte
Klaus Schlie: „Das ist ein Skandal, solch ein Mann gehört nicht in den
Deutschen Bundestag!“ Die Teilnehmer der Regionalkonferenz quittierten
diese Äußerung mit minutenlangem Applaus.
Pröpstin Frauke Eiben meinte, es sei „eigentlich ein Skandal, dass wir uns nach zehn Jahren Ratzeburger Bündnis im Jahre 2018 immer noch treffen müssen, aber es ist ein Segen, dass es diese Netzwerktreffen gibt! Hin und wieder heißt es, ´die Kirche hat sich aus der Politik herauszuhalten´; das stimmt, wenn es um Parteipolitik geht, aber es ist nicht möglich, sich immer herauszuhalten, wenn christliche Werte gefährdet sind.“
Dr. Dirk Burmester leitete den Workshop „Rassistische Meinungsmache im Netz“
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
Der Hauptteil der Konferenz, die wie in den Vorjahren gemeinsam vom RAA-Zentrum für demokratische Kultur Westmecklenburg, dem Regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Lübeck der AWO Schleswig-Holstein, dem Fachdienst Jugend des Kreises Stormarn, dem Verein Miteinander leben e.V. und dem Ratzeburger Bündnis konzipiert und organisiert wurde, beschäftigte die Teilnehmer in Workshops mit verschiedenen Themenschwerpunkten … von Rechtspopulismus über völkischen Rechtsextremismus und die „Neue Rechte“ bis hin zu Antisemitismus und Verschwörungstheorien, Vielfalt in Organisationen, rassistische Meinungsmache im Netz und dem Toleranztraining im Rahmen eines Jugendworkshops.
Austausch und Begegnung waren neben den Fortbildungsinhalt ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der 10. Regionalkonferenz … und die Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ im Foyer der Lauenburgischen Gelehrtenschule bot Anlass für viele anregende Gespräche
© Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratieförderung
Austausch und Begegnung waren neben den Fortbildungsinhalten ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der 10. Regionalkonferenz und die Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ im Foyer der Lauenburgischen Gelehrtenschule bot Anlass für viele anregende Gespräche, die zum Abschluss auch im Rahmen einer einstündigen, offenen Fragerunde aus dem Plenum mit den Referent*innen der Workshops am späten Nachmittag fortgesetzt wurden.