Die Organisatoren der 12. Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratiestärkung ziehen nach Abschluss ihrer Reihe von mehrmonatigen, hybridgestalteten Veranstaltungsangeboten eine gemischt positive Bilanz zum diesjährigen Konferenzverlauf. „Es war ein coronabedingter Kompromiss, den wir in diesem Jahr mit unserer 12. Regionalkonferenz Rechtsextremismus & Demokratiestärkung eingehen mussten“, sagt Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V. mit Verweis auf die außergewöhnliche Programmgestaltung. Einzelne Veranstaltungsangebote über viele Woche hinweg anstatt ein zentraler Konferenztag und überwiegend Online-Angebote anstatt Präsenzworkshops und diese auch in der Region verteilt an jeweils unterschiedlichen Orten. „Aber ein Kompromiss, der aus unserer Sicht durchaus funktioniert hat“, ergänzt Torsten Nagel, Leiter der Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein beim Arbeiterwohlfahrt Landesverband SH e.V., die selbst drei gut besuchte Online-Veranstaltungen zu den Themen „Fake Facts“, „Von Reichsflaggen und Friedenstauben“, „Gesellschaft dekolonialisieren?“ zum Konferenzprogramm beisteuern konnten.
„Wir sind mit dem hybriden Format sowohl den fachlichen als auch den pandemiebedingten notwendigen Veranstaltungsansprüchen sehr gerecht geworden. Wir konnten sowohl einen Teil unseres Stammpublikums als auch neue Leute erreichen und soweit uns bekannt ist, gab es für alle Veranstaltungen viel gutes Feedback. Als Vorteil wurde benannt, dass es möglich war, mehrere Veranstaltungen zu besuchen“, sagt Torsten Nagel.
Ähnlich sieht das Dr. Daniel Trepsdorf vom RAA-Regionalzentrum für demokratische Kultur Westmecklenburg in Ludwigslust, das ebenfalls ein Online-Seminar mit dem Titel „Wenn Rechtsextreme die Wiese pachten“ für die 12. Regionalkonferenz organisiert hatte. „Auch wenn wir uns in diesem Jahr nicht in gewohnt persönlicher Weise begegnen konnten, war es doch wichtig, das Angebot von Fortbildungsveranstaltungen für die engagierte Zivilgesellschaft aufrecht zu erhalten. Die rechtsextreme Szene hat in der Coronazeit auch nicht geschlafen und es geschafft, sich insbesondere im Zuge der Querdenker-Demonstrationen weiter in die Mitte der Gesellschaft zu schleichen und dort anschlussfähig zu werden.“
Kurt Edler von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik referierte in der Schönberger Palmberghalle vor rund 30 Lehrkräften und Sozialarbeiter*innen zum Thema „Rechtsextremismus in Schulen“
© Partnerschaft für Demokratie des Kreises Nordwestmecklenburg
Claudine Nierth, Bundesvorstandssprecherin von »Mehr Demokratie« leitete den Workshop »Methode oder Wirksamkeit von Bürgerräten« in Lauenburg © Stadt Lauenburg
Beim Jugend-Beteiligungscamp »Ich gestalte meine Heimat mit« in Schönberg diskutierten 48 Kinder und Jugendliche mit Landes- und Kommunalpolitikern über ihre Ideen und Wünsche sowie über Mitbestimmung © Stadt Ratzeburg
Für Friederike Betge von der Partnerschaft für Demokratie (PfD) Lauenburg-Büchen-Lütau waren allerdings die wenigen Präsenzangebote der diesjährigen Regionalkonferenz, gerade auch nach den vielen Online-Veranstaltungen in der Coronazeit, besonders inspirierend, wie beispielsweise der selbstorganisierte Beitrag „Methode oder Wirksamkeit von Bürgerbeiräten“. Dieser Einschätzung schließen sich auch Lars Ruttke von der PfD Nordwestmecklenburg, Jessica Homberger von der PfD Wismar und Karl Schneider von der PfD Ratzeburg/Amt Lauenburgische Seen an, die mit zwei analogen Veranstaltungen zum Thema „Jugendbeteiligung“ und „Rechtsextremismus in Schulen“ in Schönberg ebenfalls wirkliche Konferenzatmosphäre erleben durften, Menschen vis-a-vis im direkten Austausch, sich kennenlernend, netzwerkend und gemeinsam Wissen sammelnd. So wurde im Jahresprogramm der Regionalkonferenz ausgerechnet Schönberg in Nordwestmecklenburg, das eigentlich bereits 2020 Konferenzort sein sollte, zum eigentlichen Begegnungsmittelpunkt, sehr zur Freude von Schönbergs Bürgermeister Stephan Korn: „Wir wollten wirklich gerne Gastgeber der Regionalkonferenz sein, für all die vielen engagierten Menschen in unserer Region. Dass dies 2021 mit zwei Veranstaltungen wirklich realisiert werden konnte, war ein Gewinn für unsere Stadt und wichtig für unsere gemeinsame Arbeit gegen Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit.“
Aus Sicht der Organisatoren bleibt mithin die gemischt positive Bilanz der 12. Regionalkonferenz von 7 Veranstaltungen in einem Zeitraum von 6 Monaten, im Netz und analog in Lauenburg und Schönberg, mit über 200 Teilnehmer*innen. Und es bleibt der Wunsch, im kommenden Jahr eine weitere Regionalkonferenz zu organisieren, dann doch wieder an einem Ort, einem Termin und mit vielen Menschen im direkten Austausch. Demokratie ist doch auch etwas zum Anfassen.